Nach Strich und Faden nachhaltig
Seit seiner Gründung 2019 setzt sich «Enzian Textil» mit seinem Produktdesign für Nachhaltigkeit ein. Dies zeigt sich besonders schön in den Kollaborationen mit Collectif mon Amour (CmA). Mit Linda, der Betriebsleiterin von Enzian Textil, beleuchten wir die jüngste Zusammenarbeit.
Eine geknüpfte Bande
«Seit 2021 arbeiten wir mit dem Team von CmA zusammen», erzählt Linda. «Wir haben gemeinsam grossartige Produkte und Projekte lanciert. Ich denke zum Beispiel an die Sommertasche, die zarten Tüllkragen und Satinhaarreifen zu Weihnachten und den recycled Nylon Bag aus ausgedienten Gleitschirmen. Im Sommer hat uns CmA dann angefragt, um mit ihnen ein Produkt zu entwerfen − gefertigt aus einem Gewebe von Texaid.» Im Fokus von Design und Produktentwicklung stand die Nachhaltigkeit.
Das Texaidgewebe entstand in einem zweijährigen Entwicklungsprozess und besteht aus 50 Prozent Post-Consumer-Textilabfällen, 50 Prozent oce-an-bound Plastikabfällen (Plastik mit hohem Risiko, in den Ozean zu gelangen). Von der Idee, mit dem Recyclingmaterial etwas zu entwerfen, war das Team sofort begeistert. «Texaid hat das recycelte Material mit der Idee entwickelt, dass innovative Partner:innen neue, relevante Produkte produzieren können», erklärt Linda. Damit passt der Auftrag bestens zum jungen Brand, der für einen verantwortungsvollen Umgang mit textilen Ressourcen und transparente Produktions- und Lieferketten steht. «Diese Wertehaltung hat uns mit CmA von Anfang an verbunden.»
Alles sorgfältig einfädeln
Das Projekt startete mit einem Kick-off-Meeting, in dem die Teams mögliche Endprodukte besprachen. «Wir haben uns vorgängig viele Gedanken über die Beschaffenheit des Materials gemacht. Es hat eine hohe Strapazierfähigkeit, ist robust und belastbar.» Dies sprach für solide Produkte wie Taschen. Darauf aufbauend wurde ein Moodboard erstellt. «Wir haben mögliche Formen und Schnitte recherchiert und gesammelt, Designideen visualisiert und mehrere Farbwelten zusammengestellt.» Im ersten praktischen Schritt hat das Team anschliessend die favorisierten Formen aus einem dem Originalmaterial ähnlichen Stoff genäht.
«Im Design-Meeting haben wir diese ersten Schritte und Entwürfe besprochen und uns zum Schluss für eine Laptoptasche und ein praktisches Etui entschieden», so Linda. Als nächstes erhielt das Texaidmaterial einen Aufdruck: «Bevor wir mit der Produktion starten konnten, wurden die Flächen nach unserem Designentwurf in Zürich im Siebdruck-Verfahren mit einem grossen Collectif-mon-Amour-Print bedruckt.»
«Wir halten vorgängig einen verbindlichen Ablauf fest, den wir mit allen Beteiligten besprechen.»
Die Zeit nutzte das Atelier, um Schnittmuster zu finalisieren und das Verarbeitungsdesign zu testen. «Damit in der Produktion jeder Handgriff sitzt, haben wir zudem einen verbindlichen Arbeitsablauf festgehalten und mit allen Beteiligten besprochen.» Die restliche Zeit bis zum Produktionsstart wurde dann genutzt, um die Teilproduktionsschritte mit den Teilnehmenden sorgfältig anzulernen. «Dank der sauberen Vorbereitung konnten wir die bedruckten Stoffe nach Eintreffen zuschneiden und die Produktion anlaufen lassen.» Im Hintergrund wurden die restlichen Fäden zusammengezogen und Details zu Etiketten, Pressetexten und Kommunikation auf Social Media geklärt.
Stoff, aus dem die Helden sind
Da das Enzian Textil auch zuvor jedes Produkt mit Fokus auf Nachhaltigkeit gedacht und entwickelt hat, konnte das Team auf viel Wissen zurückgreifen. «Unsere Erfahrung hat uns ermöglicht, das Projekt mit CmA und Texaid auf hohem Niveau zu entwickeln.» Das Sparen von Ressourcen hat dabei bereits in der Prototypenphase angefangen: «Wir haben, wo immer möglich, Reststoffe und recycelte Stücke des Texaidgewebes verwendet», erklärt Linda. Während eines laufenden Projekts würden sowieso immer alle Reststoffe gesammelt und aufbewahrt.
«Zero Waste ist eine Haltung.»
«Diese nutzen wir dann bei Stich-, Bügel- und Materialproben. Zero Waste ist eine Haltung.» Aus dieser entstand auch die kürzlich lancierte Produktlinie der Kreislaufprodukte. «Das sind hochwertige Produkte, die wir aus den wirklich letzten Stoffresten im Atelier denken und produzieren.» Es beginne damit, erklärt Linda, den Aspekt der Nachhaltigkeit bei der Entwicklung mitzudenken und kombiniert mit einem intelligenten Design möglichst wenig Reste zu produzieren. Auch für jeden Auftrag das Material just zu berechnen und der sinnvolle Einsatz von Arbeitsressourcen sind für Linda Teil einer zukunftsfähigen Produktion. «Wir gelernten Textiler:innen sind uns dieser Verantwortung früh bewusst und lernen, verantwortungsvoll mit den einmalig eingekauften Ressourcen umzugehen.»
Lösungen aus der eigenen Westentasche
Die Werkstücke von Enzian Textil sind nachhaltig, auch weil jeder Produkteentwicklung ein durchdachter Entwicklungsprozess zugrunde liegt: «Das führt dazu, dass unsere Lösungen bestehen und wir bei einem nächsten Mal auf unser Wissen zurückgreifen und dieses nutzen und weiterentwickeln können.» So auch bei der Frage nach einem sinnvollen Innenfutter für die Produkte des CmA-Auftrages: «Aus der Arbeit mit recycelten Gleitschirmen wussten wir, dass wir die weissen Notschirme als Futterstoff empfehlen können.»
Auch bei einem weiteren gern vergessenen Emissionsverursacher bietet das Enzian Textil eine vorbildliche Lösung. «Unsere Laptophüllen und Etuis hat ein Velokurier von Oerlikon in die Stadt transportiert ins Lager von Collectif mon Amour.» So landeten die Produkte schliesslich auf der Ladenfläche der BIG-Filiale an der Zürcher Bahnhofstrasse. Mit einer sauberen Weste; versehen einzig mit einem schlichten Etikett aus ungebleichtem Papier.